Es passiert viel im Themenfeld „Intelligente Energienetze“: der Rollout intelligenter Messsysteme (Smart Meter), dynamische Strompreise ab dem 01.01.2025 und neue Mechanismen zur netzorientierten oder marktdienlichen Anlagensteuerung und Flexibilisierung. Doch welche zukunftsweisenden Geschäftsmodelle ergeben sich aus diesen Entwicklungen? Dies war Thema des Smart Grids-Gespräch am 09. Juli 2024 in der IHK in Karlsruhe.
Im SET Pilot zur „Entwicklung einer Anwendung zur Bereitstellung von Flexibilität unter Einbezug des Smart Meter Gateways“ des SET Hub der Deutschen Energie-Agentur (dena) wurden unter der Leitung von InnoCharge die Potenziale der neuen Geschäftsmodelle untersucht. Die Ergebnisse des Pilotprojekts und damit die neusten Entwicklungen und Trends für die Nutzung von Flexibilität bei Anlagen (z. B. Wallboxen) von Endverbraucher*innen wurden im Rahmen dieses Smart Grids-Gesprächs präsentiert.
Einen ausführlichen Bericht sowie einen Video-Mitschnitt der gesamten Veranstaltung und alle Vortragsfolien finden Sie auf der Seite von Smart Grids BW
Aus dem Smart East Team präsentierte Dr. Andreas Fischer (CTO der Innocharge GmbH) in seinem Vortrag, wie Letztverbraucher wie z. B. Firmenflotten durch Geschäftsmodelle auf Basis intelligenter Messsysteme (Smart Meter) auf verschiedene Arten beim Laden von E-Fahrzeugen profitieren können. Anhand einer Live-Demo des InnoCharge-Systems im Ladepark des Projektareals „Smart East“ wurde gezeigt, wie günstiger Photovoltaik-Strom lokal genutzt werden kann, um so durch die Dynamisierung des Strompreises Ladekosten und Kosten für den Netzbetrieb zu senken. Die Möglichkeiten des lokal wirtschaftlich optimierten Ladens (z. B. unter der Nutzung von Peak Shaving zur Vermeidung teurer Lastspitzen, Ladezeitverlagerungen oder Streckung der Ladezeitintervalle) wurden durch eine Reihe von Möglichkeiten zu netz- und systemdienlichen Ladung ergänzt. Diese bieten weitere Möglichkeiten zur Monetarisierung, z. B. durch die Erbringung von Regelleistungsprodukten für die Übertragungsnetze, Peak Shaving, um teure Ladespitzen zu vermeiden, und auch durch intelligente Steuerung zur Vermeidung von lokalen Netzengpässen.
Verena Schmiederer (Leiterin Vertrieb & Projektmanagement bei der Badischen Energie) stellte in ihrem Vortrag ein innovatives Geschäftsmodell für Ladestrom im Quartier vor. Dies beinhaltet die Nutzung der lokalen Erzeugung im Sinne der Sektorenkopplung (Strom und Verkehr) und eine wirtschaftliche Optimierung durch die Nutzung von Flexibilisierungsmöglichkeiten, um den Kunden attraktive Preise bieten zu können. Aus den Möglichkeiten intelligenter Netze gilt es hierbei Mehrwerte zu generieren, so etwa die Messdaten an verschiedenen Stellen des Energiesystems zu nutzen, um darauf basierend Flexibilitäten zu heben und damit den Kundinnen Preisvorteile im Vergleich zu anderen Lieferanten zu bieten. Kern des Geschäftsmodells ist die Ladeoptimierung durch Lastverschiebung, die durch Mechanismen wie Peak Shaving eine signifikante Reduzierung der Netzentgelte erreichen kann. Für die Verbraucher und Nutzer der Fahrzeuge ist hierbei auch der Komfort ein relevanter Faktor; die Lösung aus einer Hand von der Installation, über wirtschaftlich optimierten Betrieb und Wartung ist eine attraktive Möglichkeit, die Mehrwerte intelligenter Energienetze an die Endkundinnen und -kunden weiterzugeben.